Barmherzigkeit

Veröffentlicht am 10. Juli 2022 um 11:06

Von Jerusalem nach Jericho: Die Gefahren des Weges (Lk 10): Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho. Jerusalem, das ist die Heilige Stadt. Jericho bedeutet dem Worte nach Mond, also das Weibliche, das Materielle, die Welt. Der Mann ist also auf seinem Weg vom Inneren in das Äußere. Nun gerät er unter die Räuber, er wird niedergeschlagen und ausgeplündert. Immer wenn wir uns von innen nach außen bewegen besteht die Gefahr, dass wir unter „die Räuber“ geraten. Das kann ganz verschiedene Gestalten annehmen: wir befinden uns im Rausch, wir haften Ideologien an, wir leben nur noch für den Beruf, das ausschließlich Materielle macht uns schlapp, depressiv, leer – wir sind ausgeplündert.

Auf dem Weg kommt es zu Begegnungen: Der Priester geht vorbei und der Levit geht vorbei. Beide haben ihre Aufgaben. Der Priester bringt das Opfer, aber dafür muss auch ein Opfer da sein. Der Levit trägt und führt das Heilige, er ist Träger der Bundeslade. Damit der Priester und der Levit tätig werden können, müsste das Heilige im Menschen, das ja immer da ist, zumindest zart erwacht sein, es müsste Sehnsucht da sein. Der Ausgeplünderte aber ist ausgehöhlt, er ist leer.

Nun kommt es zur Begegnung mit dem Körper (der Samariter, das Nordreich, das Materielle). Der Körper ist auf der Reise, der Körper trägt durch die Zeit. Es ist dieser Körper, der wieder den Kontakt mit dem Inneren zustande bringen kann, mit der Seele (Öl und Wein). Der Körper hat die Pforten nach innen: wir können hören, gehorsam sein und sehen, Einsicht haben und so wieder Kontakt haben zum achten Tag, zur Ewigkeit, zum Messias. Dann kommen wir wieder in die Herberge, also zurück ins Verborgene. Der barmherzige Samariter: Der Durchbruch ins Wesentliche.  


«   »