Vom gordischen Knoten heißt es, dass er mit einem einzigen Hieb durchgehauen wurde. Friedrich Weinreb spricht ganz anders über diesen Knoten, „warum willst du ihn lösen?“, fragt er. Warum können wir den Knoten, also eigentlich das Geheimnis, nicht einfach lassen. Den Knoten lösen, das Geheimnis lüften wollen, das heißt verstehen wollen, mit den eigenen Verstandeskräften verstehen, analysieren…
Das Geheimnis soll man lassen, ganz lassen – wenn man es durchhaut, macht man es kaputt und das Rad der Ungewissheit dreht sich immer weiter: An eine Antwort schließt sich eine neue Frage und immer so weiter. Das ist die Hölle.
Das Ganze wird uns geschenkt – das ist Pfingsten, Heiliger Geist. Ganz lassen, ich will es nicht wissen, ich gebe meiner Wissbegierde den Tod, lass sie sterben. Und erfahre dann an Pfingsten ein ganz anderes Wissen: eine Gewissheit.
Ruach heißt Geist, Hauch, Wind, Richtung. Eine Richtung von innen nach außen – ein Weg. Der Wind, der Hauch, das Wort kommt, braucht Freiraum – und Lippen, einen Mund, physikalische Voraussetzungen, um gesprochen zu werden.
Der Geist wohnt dort, wo er Freiraum hat und sprechen darf. Er deckt das Geheimnis auf, indem er es ganz lässt.
Die Jünger sprechen an Pfingsten in allen, 70 Sprachen – das heißt, der Geist versteht alles. Wir haben das Geheimnis nicht aufgebrochen und jetzt ist uns alles offenbart.