Die ganze Welt, das ganze Weltensystem geht einen Weg zurück zum Ursprung: aus dem Nichts, zurück ins Nichts. Es gibt immer wieder Veränderung, damit der Rückweg möglich ist. Auch der Mensch, der hier geboren wird, verändert sich. Unsere Veränderung ist das Alter. Alter heißt „saken“, in Zahlen (die hebräischen Buchstaben sind ja auch Zahlen): 7 – 100 – 50. Die Sieben ist unsere Zeit jetzt, 100 verhält sich zu 50 wie 2 zu 1. Wir müssen also aus der Zweiheit, der Doppelheit wieder zurück zur Einheit, zum Ursprung, zum Ganzen.
Formen verändern sich, das bedeutet ja das Altern. Letztlich führt jede Form in die Katastrophe, in die Krise des Todes. Jede Re-Form startet wieder bei Null (das kleine Kind zum Beispiel) und findet sein Ende wieder in der Krise, in der Katastrophe.
Erlösung aus der Katastrophe wäre Auferstehung. Die Katastrophe hat einen Sinn; sie ist sozusagen der Eingriff Gottes, damit die Form nicht endlos expandieren kann. Sie ist der Hinweis: In der Form steckt das Wesen, das Ewige, das Nichts.
Jede Form läuft zwangsläufig auf die Krise zu, es sei denn, sie kehrt um. Im Prinzip aber ist jede Form erlöst – denn auf den Karfreitag folgt die Auferstehung. Es muss alles ins Nichts zurück.
Schwierig wird es, wenn wir so an Form gebunden sind, dass wir nicht an Auferstehung glauben, nichts von der kommenden Welt wissen (wollen).
Eine Re-Form bedeutet eigentlich Unglaube: „Ich mach mal wieder etwas Neues, bin selbst mächtig“.
Eigentlich aber kommt ganz von selbst etwas Neues: Veränderung muss ja stattfinden, denn die ganze Welt will ja zurückkommen. Der Mensch muss in seinem kleinen Zyklus, sich verändernd, mitgehen.
„Schanah“ bedeutet das „Jahr“, aber auch „wiederholen, verändern“. Ein neues Jahr kommt: es ist das Gleiche, aber anders.
Kulturen, Religionen sind Wiederholungen des Inneren, der Quelle, aber je anders. Hilfen, dem Wesen gegenüber. Austausch und Begegnung bedeutet eigentlich, etwas vom Gleichen, von der Quelle, vom Ursprung verstehen zu mögen. Wir verändern uns: wir verstehen die Wiederholungen aus der Quelle immer besser, wir werden alt…