Jesus macht Rast am Jakobsbrunnen. Der steht auf dem Grundstück, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hat. Josef, das ist der Sohn, der nach Ägypten verkauft wurde, in die Gefangenschaft. Der Brunnen auf diesem Grundstück schöpft aus der Quelle des Werdens, er steht auf dem Grund des Materiellen.
Jesus ist auf der Reise durch die Zeit und müde davon. Es ist die sechste Stunde. Die sechste Stunde teilt den Tag in zwei Hälften. Die sechste Stunde ist die weiteste Ausdehnung des Tages, Mittagszeit, die Sonne steht am höchsten. Es ist ein Wendepunkt im Tag, ab jetzt verkürzt sich der Tag.
Das Göttliche, die Seele ist müde von der Zeitreise, es dürstet sie nach Ganzheit, nach Einheit. Jetzt trifft Jesus in der Geschichte (Joh 4,5) auf die Frau aus dem Norden, aus Samarien. Nun kommt es zum Gespräch zwischen Mann und Frau, zwischen Süden und Norden, Zeit und Ewigkeit. Die Seele beginnt das Gespräch: „Gib mir zu trinken“. Wir könnten das so verstehen: Gott gibt uns nicht auf. Er fragt nach, er sagt eigentlich, „gib du mir dich“. Eigentlich müsste es umgekehrt sein. Eigentlich müsste die Materie sagen, „gib mir“. Denn die Materie müsste nach dem Sinn fragen, nach dem Ganzen, das wirklich erfüllt. Sie ist dann auch verwundert, fragt, was sie denn der Seele geben könnte. Die Antwort lautet sinngemäß, „du Körper, müsstest mich nach dem Sinn fragen, spätestens jetzt am Wendepunkt, ich könnte deinen Durst wirklich stillen.“ Wenn wir vom ewigen Wasser hätten, dann könnten wir aus uns selbst schöpfen, dann wäre die Quelle in uns, dann lebten wir als Könige, als Kinder Gottes. Wenn wir weiter aus dem Vergänglichen schöpfen, nehmen wir immer wieder vom selben, wir nehmen den Wendepunkt nicht wahr und werden weiter durstig sein…
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