Wenn der Sadduzäer die Auferstehung leugnet, wie es die Geschichte in Lk 20 erzählt, dann ist das so, wie wenn wir heute Gott durch unsere Ethik, unsere Moral, unsere Richtlinien, Maßstäbe und Standards ersetzen.
Es ist das Gleiche, wie in der Geschichte von den sieben Brüdern, die nacheinander die gleiche Frau heiraten, um mit ihr Nachkommen zu zeugen: es geht nicht. Die sieben Brüder, die sieben Tugenden, die jeder für sich Frucht bringen möchten, führen nicht zum Leben, nicht zur Auferstehung. Wir können uns vorstellen: der erste Bruder bringt die richtigen Maßstäbe, der zweite Bruder lehrt uns Ethik, der dritte Bruder richtet die entsprechenden Standards ein usw. usf. Das bringt aber keine Frucht, das bringt kein Leben, sondern den Tod.
Auferstehung ist, wenn wir all diese Tugenden als Ganzes erleben. Wir erleben Innen und Außen (Mann und Frau) zusammen. Dann muss auch keine Heirat mehr stattfinden, wie Jesus den Sadduzäern (denen, die das Recht haben) erzählt. Denn Mann und Frau sind dann ja schon zusammen. Das Göttliche kann sich dann ohne Widerstand gebären. Dann gleichen wir den Engeln, den Boten Gottes.
Der Sadduzäer in uns leugnet die Einheit. Er will alles aus sich heraus kreieren. Er schafft viele Gesetze, viel Regeln, viele Standards und Vorgaben. Er braucht dann in der Folge auch Kontrollen und Strafen, er braucht den ganzen gesellschaftlichen Apparat, den ganzen Götzendienst, den wir verrichten…
Es ist kein Zufall, dass wir in einer Zeit leben, in der das Kreuz abgenommen wird, um keinen Anstoß zu erregen. Es ist kein Zufall, wenn Botschaften Jesu überblendet werden mit einer Vielzahl von Sätzen und Lesarten…
Gott ist kein Gott der Gesetze und abertausend Regeln. Er ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden, wie es heißt. Der auferstandene Mensch weiß, was für die Erde, die Tiere, die Pflanzen gut ist, er braucht dafür keine Klimakonferenz. „Liebe und tue, was du willst“, sagt Augustinus. Der auferstandene Mensch handelt aus einer Einheit heraus; was er tut, wird den anderen Geschöpfen nicht schaden. Er muss dafür nicht erst die gesellschaftlich kreierten Regeln studieren…
(Gedanken zu Lk 20, 27 – 38)
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