Jesus kommt nach Jericho und geht durch die Stadt. Jericho, das bedeutet Mond, das Weibliche, unsere materielle Seite. Die Stadt ist ein Ausdruck für die Vielheit, für das Machtzentrum, das Wissen, die Universitäten… all unsere weltlichen Bemühungen und Entwicklungen.
Zachäus ist Zollpächter, er steht an der Grenze. Wir sind immer in Grenzsituationen, denn wir haben in allen Situationen immer die Möglichkeit des Übergangs zur anderen Seite. Hier wird auch die Sprache, das Wort wichtig, denn Sprache heißt im Hebräischen Grenze oder Ufer: Das heißt, mit der Sprache, mit dem Wort, dem Inneren des Wortes, können wir die Grenze hin zum Anderen übertreten.
Zachäus ist klein. Damit wird uns gesagt, dass diese weltliche Seite nicht das Entscheidende ist. Zachäus klettert nun auf einen Maulbeerfeigenbaum. Dieser steht wieder für die Vielheit, für den Baum der Erkenntnis, also wieder den Weg des Forschens und Machens: unsere Versuche mit diesen Mitteln das Andere zu erkennen oder zum Andren zu gelangen. Das wird uns auf diesem Weg nicht gelingen. Der Impuls geht vom Anderen, geht von Gott aus. Jesus sagt, „Zachäus, komm herunter.“
All unsere weltlichen Bemühungen, unsere Intelligenz, unsere Technologien, unsere Fahrt zum Mond, unsere Bemühungen um Klimaneutralität usw. – all das wird uns nichts nützen. Wenn die andere Seite nicht ruft, geschieht nichts.
Hier ruft Jesus und die Welt nimmt ihn freudig auf – weil sie ja eigentlich in all ihrem Tun immer nur ihn sucht.
Jesus ruft – und jetzt ändere ich mein Leben. Zachäus gibt die Hälfte seines Besitzes den Armen. Das ist ein Ausdruck dafür, dass er sein Wissen, sein Können, seine Intelligenz, die Fähigkeit, alles Mögliche zu tun, hingibt. Den Betrogenen gibt er das Vierfache zurück. Wenn ich die Menschen um die Wahrheit, um Gott gebracht habe, so dass nur noch die nackte Hülle, das rein Weltliche übrigbleibt, dann muss ich das Ganze (die Vier) wieder zu Gott zurückgeben. Und dann ist das Haus wieder heil – es ist wieder ganz geworden.
(Gedanken zu Lk 19, 1 – 10)